Donnerstag, 10. Januar 2013

Maile und Parbati


Während meiner Reisen in Nepal lernte ich in den letzten acht Jahren zwei Schamaninnen näher kennen: Parbati Rai und Maile Lama.
Beide leben im Kathmandu-Tal. Beide arbeiten auf traditionell-schamanische Art und beide üben ihre Heiltätigkeit seit Jahrzehnten aus. 


Parbati Rai und Maile Lama


Parbati Rai ist eine Kirati Schamanin. Die Kirati – ein nepalesisches Volk mit einer „Mundhum“ genannten animistischen Religion und „Mundhum“-Schamanismus – glauben, dass allen Erscheinungen in der Natur ein spezifischer Geist innewohnt: jedem Fluss, jedem Berg, jedem Stein oder jedem Tier usw. Ihre Priester sind Schamanen, die mit diesen Geistern oder Wesen  in einem Trance-Zustand  Kontakt aufnehmen können, um die Natur, die von den Menschen immer wieder verletzt wird, zu heilen. Die Schamanen der Kirati beten Götter und Wesen an, die in ihrer Erfahrungswelt für positive Veränderungen von Mensch und Natur zuständig sind. Wie bei den Hindus das Götterpaar Shiva und Parvati, regiert bei den Kirati das Götterpaar Sumnima und Paruhang die Welt .




Parbati Rai im Altarraum

Seit Jahrtausenden ist auch der Ahnenkult ein wesentliches Element des Mundhum.  In der Nähe ihrer Häuser errichten die Kirati eine kleine Hütte oder ein kleines Häuschen für ihre Ahnen. Hier werden eine Feuerstelle und ein „Wohnzimmer“ für die Ahnengeister eingerichtet und regelmäßig  Opfergaben (Maismehl, Reis,  Früchte, Blüten etc.) dargebracht.

Parbati ist eine weise Schamanin. Sie verfügt über die außergewöhnliche Gabe, symbolisch den Kern aller Erscheinungen zu erkennen, indem sie aus zwei Bambusstöcken eine Art "Fernglas" formt und damit ins Innere blickt.




Maile Lama in Schamanen-Tracht
Maile Lama ist eine Tamang-Schamanin. Tamang bezeichnet ebenfalls eine Volkszugehörigkeit. Die Tamang stammen aus Tibet. Ihre Religion ist verwandt mit der urtümlichen Bön-Religion. Auch Bön ist eine animistische Religion, die jedoch dem Buddhismus näher steht. In ihrer Kosmologie finden wir Götter und Wesen, die für Familien, Ortschaften oder Ahnen zuständig sind.







Maile begleitete unsere Expedition auf den Berg im Shivapuri Nationalpark (klicken auf "Shivapuri" für Video) verbrachte einige Tage  mit uns und lehrte uns -  Schülern des nepalesischen Schamanismus  - Heillieder.

In meinen Augen ist Maile eine Schamanin, die mit ihrem Lachen heilt. Denn ich konnte zwar ihre  Lieder (Mantras) nicht verstehen, aber ihr Lachen und ihre Herzlichkeit berührten mich tief.

Mein damaliges gesundheitliches "Problem", das sie heilen wollte, wurde zwar nicht im europäischen Sinne gelöst. Dennoch  „verschwand“ es, indem es sich relativierte.
Maile leidet unter schwerer Diabetes. So etwas kann man nicht so einfach wegzaubern. Dennoch strahlte und lachte sie auf eine Weise, dass mich alleine diese Tatsache, wenn schon nicht heilte, so doch zumindest ernüchterte. Sie erklärte, dass die Lebenskraft fließt, weil wir sie fließen lassen, und dass es unsere Aufgabe ist, ihr freie Bahn zu verschaffen - so gut und so lange uns dies möglich ist.

Was Maile lehrte, war Verbundenheit, Heiterkeit, Einfachheit und Demut vor der Schöpfung. 



Ungeachtet ihrer Volkszugehörigkeit zu den Tamang oder Kirati, sind beide Schamaninnen Fachfrauen auf ihrem Gebiet. 
Sie führen täglich Heilungszeremonien durch, haben aber zugleich auch Familie, Kinder und Enkelkinder. Beide haben ein herzliches, offenes, sonniges Wesen und genießen hohe gesellschaftliche Anerkennung.

Dienstag, 8. Januar 2013

Waschtag im Kathmandu-Tal

Trotz schwerer Arbeit sieht man überall im Kathmandu-Tal fröhliche Frauen und Kinder. Tief verwurzelt im Bewusstsein der Hindus ist das Wasser (Jala) heilig. Es gibt also keinen Grund, diese Tätigkeit in schlechter Laune zu verrichten.

Sie wäscht für die ganze Familie
Seltener Anblick: Ein Mann wäscht mit











Eine arme Familie in der Nähe von Pashupatinath
























Direkt am Brunnen

Waschtag in Nord-Kathmandu
Eine Schlafdecke wird gereinigt