Donnerstag, 5. September 2013

Kathmandus Frisöre



In Nord-Kathmandu
In Chetrepati

Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr sitzen die fleißigen Frisöre in Kathmandu auf den offenen Straßen. Sie lassen sich vom Lärm, Staub und Gestank nicht störten. Die Kunden bekommen bei aller Öffentlichkeit ihren Haarschnitt. Manche haben einen winzigen Laden, meistens ohne Türen oder Fenster. In einigen Gegenden mit mehr Tourismus gibt es inzwischen auch kleine Frisörsalons. Ein Haarschnitt kostet in einem Touristen-Frisör-Salon etwa zwei Euro. Auf den Straßen bezahlt man nur einige Cents, allerdings haben diese Cents in nepalesischen Verhältnissen sehr viel Wert.




Alle, die ich fotografieren wollte, haben sich darüber gefreut. Meine Erfahrung ist, dass sich die meisten Fotografierten über unser Interesse freuen.

In Bodhanilkantha


Mittwoch, 4. September 2013

Ein Schamane lernt Deutsch




Myingmar, der Schamane (Foto: E. Pokorny)

Myingmar war der erste waschechte Schamane, den ich  zu Beginn meiner Lehrgänge im Shamanistic Studies & Research Centre in der Nähe von Kathmandu kennen lernen durfte. Er gehörte dem buddhistischen Volk der Sherpas an und lebte im Osten von Nepal, wo er immer neue und neue Generationen von Schamanen ausbildete.

In Nepal ist die moderne medizinische Versorgung äußerst knapp. Anstelle von Ärzten heilen in den Bergdörfern die Schamanen mit ihren heiligen Gesängen (Mantras) und Zeremonien. Sie nehmen geistigen Kontakt mit verschiedenen Geistern und Wesen  auf, mit deren Hilfe sie auf die Gesundheit der Kranken einwirken wollen.  







Bei einer Zeremonie
Im ersten Moment erscheint die schamanische  Heilungsmethode wie ein "Hokuspokus". Myingmar aber, wenn er im Haus des Shamanic Studies & Research Center schamanisierte, führte uns ausländische Interessierte sehr detalliert in  seine  Methode ein. Mit Hilfe der Übersetzungen des Leiters des Hauses, Mohan Rai, aus der Sherpa Sprache ins Englische verwandelte sich der vermeintliche "Hokuspokus" in eine außergewöhnliche Lehre mit einer speziellen Kosmologie.

Myingmar unterrichtete die aus Japan, Österreich, den USA, Deutschland usw. angereisten Gruppenteilnehmer in  heiligen Gesängen, Trommeln auf Dhyangro, Ritualen für  Ahnen- und Wassergeister, schamanischen Reisen, Verehrung der Natur und der Seele aller Lebewesen.

Katalin und Myingmar tanzen im Shivapuri Park
Er war ein außergewöhnlicher Mensch.
Er hatte nie schreiben gelernt, aber sein Geist
war hell. Oft hörte er uns Ausländern zu
und versuchte, uns wenigstens ein bißchen
zu verstehen.
Es gab eine deutsche Redewendung,
die er sehr häufig von uns gehört hatte:
"Ach soooo !". Anscheinend gebrauchten
wir diese Worte  so oft, dass er eines Tages -
er hatte gerade gehört, dass  wir in Europa
nicht die ersten Tropfen unserer Getränke
den Geistern widmen müssen - laut ausrief:
"Ach soooo !"






Er hatte viele Kinder und Enkelkinder, die ihn sehr achteten und liebten. Er pendelte regelmäßig zwischen Kathmandu und seinem Dorf. Manchmal dauerte der Weg mehrere Tage, weil damals noch die maoistischen Rebellen oft den Weg versperrten oder von den Reisenden Schutzgelder abverlangten. Wehe dem, der kein Schutzgeld zahlen konnte! Die Maoisten erschossen damals Menschen an der Stelle. So war Myingmar dauernd in Gefahr. Aber er verdiente in Kathmandu gutes Geld, das er unmittelbar seiner Familie und sogar seinem ganzen Dorf zukommen lassen wollte. Er war der einzige im Dorf, der Geld verdiente.

Mit ihm und der Schamanin Maile Lama durfte ich einige Tage mit schamanischer Arbeit in einer Höhle im Shivapuri Park im Norden von Kathmandu auf etwa 2200 Meter Höhe verbringen. Mit uns stiegen  noch einige weitere Mitglieder unserer ausländischen Gruppe die steilen Wege hinauf. Oben angekommen lehrte uns Myingmar heilige Mantras, eine Heilungszeremonie für Schmerzzustände und eine besondere Meditation, die in der völligen Dunkelheit ausgeübt werden sollte.

Nachts durften wir die Höhle nicht verlassen, da in der Nähe hungrige Leoparden lauerten, die einige Tage zuvor eine französische Journalistin in Teile gerissen hatten.
Ein kleines, in einer Ecke der Höhle in die Felswand geschlagenes Loch diente als Abort. Wenn wir in der stillen Dunkelheit meditierten, hörten wir die Tausendfüßler und andere Insekten herumkriechen. Wie gut, dass ich erst später erfuhr, dass einige dieser Tiere wirklich giftig waren. Ansonsten hätte ich wohl vor lauter Angst kein Auge schließen können.

Versorgt wurden wir dort aus der Klosterküche der Nagi Gompa, eines buddhistischen Klosters. Wir erhielten täglich eine warme Mahlzeit und reichlich Tee. Mit Händen und Füßen machten wir Myingmar verständlich, dass wir in Europa täglich drei Mahlzeiten zu uns nehmen. Er war überrascht und sagte erneut : " Ach soooo !", wobei er - wie so oft - freundlich und herzhaft lachte.

 Trommel im Gebetsraum des Klosters Nagi Gompa


Gleichwohl war er nicht nur ein Engel. Wie fast alle Männer in Nepal, hatte er die unangenehme Gewohnheit, häufig auf den Boden zu spucken. In der Höhle gab es deshalb zahlreiche feuchte Flecken am Boden. Als ihn  die Schamanin Maile deswegen tadelte,  verstand er zwar nicht, weshalb er nicht mehr herumspucken dürfen sollte, spuckte aber von da an nur noch über die Mauer vor der Höhle in die Tiefe.


 
 
Auf die Bitte der Schamanin Maile,  die Flecken vom Boden aufzuwischen, antwortete er kurz angebunden, das sei doch keine Arbeit für Männer.



Myingmar in seinem Dorf (Foto: E. Pokorny)

Er  war stets herzlich, dennoch streng und ernst. Kurze Zeit später starb er durch einen "Schamanenunfall". Aus seiner Umgebung hörte ich, er  habe mit einem mächtigen Naturgeist um einen Kranken gefeilscht und der Geist habe von ihm  Opfergaben verlangt. Angeblich habe er versäumt, die Opfergaben rechtzeitig darzubieten. Deshalb habe  Myingmar zur Strafe sterben müssen. 
Auch wenn im Buddhismus heißt, Anhaftung sollte gemieden und Liebe als Emotion in Gleichmut verwandelt werden, riskiere ich zu behaupten, ich trage ihn bis heute in meinem Herzen.

Wir in Europa würden sagen, er fiel einem Hirnschlag zum Opfer. Auf einem Felsen in den Bergen brach er zusammen. Er wurde 60 Jahre alt.


Sonntag, 5. Mai 2013

Persönliches Glück im Bön-Kloster


Was ist Bön?

Der Bön ist eine der ältesten Religionen. Jahrtausende älter als der Buddhismus oder das Christentum. Er stammt ursprünglich aus Zentralasien und ist mit dem dort praktizierten Schamanismus verwandt. In seinem Glauben wohnt allen Naturphänomenen ein immanenter Geist inne, der jeweils eine bestimmte Kraft oder Macht verkörpert. In seinem Ursprung war der Bön eine animistische Religion. Heilungen, Gebete und Wahrsagungen standen im Mittelpunkt der täglichen religiösen Praxis.
Wie bei anderen animistischen Religionen, waren die Rituale des Bön vielfältig. Diese Vielfalt ist noch heute in den schamanischen Zeremonien des Himalaja lebendig.

Der Bön war die ursprüngliche Religion Tibets, bis ihn im 8. Jahrhundert der Buddhismus verdrängte. In dieser Zeit sammelte der große Bön-Lehrer Tapihritsa mündlich überlieferte, alte Lehren, die er niederschrieb, um sie für künftige Generationen zu bewahren. Heute gibt es nur noch wenige Bön-Klöster in Tibet und in Nepal. 
 
Triten Norbutse Kloster

Inzwischen hat sich der Bön gründlich verändert. Er wurde dem Buddhismus immer ähnlicher. Die Unterschiede zwischen den Erscheinungen und Traditionen des Bön und des Buddhismus fallen inzwischen kaum mehr auf.
Äußerlich erkennen wir die Bönpos (Mönche des Bön) daran, dass in ihrer Kleidung die Farbe blau vertreten ist, z.B. im oberen Teil ihrer Mützen.
Anders als die Buddhisten, umranden sie heilige Monumente entgegen dem Uhrzeigersinn.
Ähnlich wie in buddhistischen Klöstern hängen auch in den Klöstern des Bön Thankas (Rollbilder) an den Wänden, ihre Ikonographie ist jedoch verschieden. 


Zum Panoptikum ihrer Göttlichkeiten gehören u.a. der Gründer der Bön-Religion Tönpa Shenrab Miwoche, der Urbuddha Kuntu Zangpo (sanskrit: Samantabhadra), die Schöpfergottheit Sangpo Bumtri, die Gottheit des Mitgefühls Shenla Okar und Jamma (Chamma), die liebende Mutter aller Buddhas.

Shenrab Miwoche
Chamma



Seit 1988 ist der Bön inzwischen auch von S.H. Dalai Lama anerkannt. In der Tibetischen Exilregierung gibt es - neben den Vertretern anderer buddhistischen Schulrichtungen (Nyingma, Gelug, Kagyü oder Sakya) - sogar zwei Vertreter des Bön.



Mein Besuch und Glück im Bön-Kloster in Kathmandu

Während meiner Aufenthalte in Kathmandu besuchte ich zweimal das im Stadtteil Ichangu in der Nähe des berühmten buddistischen Stupa Swayambunath gelegene Bön-Kloster Triten Norbutse Institut.

Junge Bön-Mönche - gar nicht so verlegen

Als ich dort ankam, wollte ich eigentlich „nur“ mit Gelehrten über meine These sprechen, dass auch meine aus Asien stammenden ungarischen Landsleute möglicherweise eine Art des Bön als Urreligion praktizierten. So gibt es etwa in der ungarischen Sprache das Wort „bűn“. Es bedeutet „Sünde“ und ist vermutlich auf das Wort „Bön“ zurückzuführen. Als die christliche Religion in Ungarn an Macht gewann, durfte die Bön-Tradition nicht mehr praktiziert werden. Deshalb wurde alles, was aus der alten Bön-Religion herrührte zu „bűn“, also zur „Sünde“.

Ich wurde zu einem Bönpo Lehrer geführt, der Englisch sprach und meine These über den Zusammenhang zwischen den Wörtern „Bön“ und „bűn“ schlüssig fand. Anschließend zeigte er mir im Hauptkloster viele Rollbilder (Thankas), wie sie uns aus buddhistischen Klöstern in dieser Form nicht bekannt sind. 

Mein Klosterführer
Shanla Okar - Wandbild



























Ich durfte mich glücklich schätzen, denn er lud mich gleich für den nächsten Tag zu einer „Einweihung in den Medizinbuddha“ ein.

Die „Einweihung“ war ein großes Fest mit Hunderten geladenen Gästen aus der Umgebung: Familien der Bön-Mönche, Gelehrten, Bekannten und einer Handvoll ausländischer Interessenten. Das Schicksal hatte mich gerade an jenem Tag dorthin geschickt. Ich war zutiefst dankbar und glücklich, dass ich einer solch bedeutungsvollen Zeremonie beiwohnen durfte.




Das Fest begann (sehr) früh am Morgen. Alle Mönche und Gäste saßen eng zusammengerückt auf dem (sehr) kalten Boden im Kloster und nahmen an der Zeremonie teil, die vom betagten Gründer und damals obersten Lehrer Yöngdzin Lopön Tenzin Namdak Rinpoche geleitet wurde. Das Thema war der Medizinbuddha, tib. Sangye Menla. 

Yöngdzin Lopön Tenzin Namdak Rinpoche

Innerlich war ich darauf vorbereitet, eine böse Erkältung zu bekommen. In meiner Fantasie malte ich mir bereits Blasen- oder Nierenbeckenentzündung, Husten oder Schnupfen aus. Nichts davon trat ein. Scheinbar hat mich die Energie des Medizinbuddha vor all diesen Krankheiten geschützt.






















Nach der Zeremonie, die beinahe drei Stunden dauerte, wurden alle Teilnehmer einzeln rituell gesegnet und beschenkt. Als Geschenk erhielten wir einen Briefumschlag mit kleinen Medikamenten-Kügelchen in brauner Farbe (sozusagen ein „Pauschalmedikament“) mit einer langen Gebrauchsanweisung, wann, wie und wofür diese Kügelchen eingenommen werden sollten.
Vor einigen Tagen fand ich den Umschlag in einer Schublade wieder. Aus Neugier zerkaute ich eines der Kügelchen. Der Geschmack erinnerte an eine Mischung aus Seife und Erde. 


Gesegnet wurden die Medizin-Kügelchen in den Schalen

Am Ende der Zeremonie sollte man eine Opfergabe in Form von Geld (ebenso in einem Umschlag) und einen weißen Schal vor dem Altar niederlegen. Ich hatte weder einen Schal, noch einen Umschlag dabei, so improvisierte ich, indem ich Geldscheine in einem längs gefalteten Papiertaschentuch vor dem Altar niederlegte. Der Mönch lächelte mich freundlich an. Ich war sicher nicht der erste und auch nicht der letzte „Ausländer“, der mit den Sitten und Gebräuchen nicht vertraut war.


Segnung und Verteilen der Pillen
Opfergabe vor dem Altar


Später wurden auf der inzwischen sonnigen Terrasse des Klosters ein Yak-Fleischgericht und Buttertee gereicht.


Zubereitung des Fleischgerichtes
Klosterküche

Der Buttertee



Dort begegnete ich einem Studenten der tibetischen Sprache aus Spanien und einer auf „spiritueller Reise“ befindliche, blonde Kroatin. Zu Dritt beschlossen wir, noch einige Fotos im Kloster aufzunehmen, wo unzählige traditionelle Bön-Thankas hingen. Leider sind die Aufnahmen nicht besonders geworden - ein Grund, noch einmal hinzufahren …










Er versteckt sich vor der Sonne unter dem Steintisch



Bön-Mönche nach der Zeremonie


Sonntag, 17. März 2013

Anders, dennoch...

Wenn wir ein fremdes Land bereisen, fallen uns zunächst die Unterschiede zu unserer eigenen Kultur auf - Gegebenheiten, Dinge, die dort für uns unverständlich oder  unerklärlich sind.  Wir vergleichen, um das Neue in Relation zu setzen, weil wir mit dem Fremden noch nicht wirklich umgehen können.
Wenn wir uns aber etwas Zeit lassen, können wir die Zusammenhänge Schritt für Schritt ergründen. Allmählich werden selbst die außergewöhnlichsten Erscheinungen irgendwann annehmbar. Hierzu einige Beispiele:

Es ist kaum vorstellbar,  auf einem europäischen Markt ein neben Obst  schlafendes, in rosa Nylontuch eingewickeltes Kind vorzufinden. Als ungewöhnlich fiel den Käufern in Kathmandu  nicht etwa das Kind auf dem Bananenwagen, sondern ausschließlich meine Neugier auf.















Auf der Oberfläche des Joghurts sitzen zwar ungewöhnlich viele Fliegen   und gekühlt wird das Joghurt in Nepal auch nicht, weil täglich nur etwa während acht bis zehn oder sogar weniger Stunden Strom geliefert wird. Trotzdem schmeckt  es lecker und verursacht keinen Durchfall.









Die heiligen Männer dienen Shiva, einem der wichtigsten Hindu-Götter. Sie geben ihre Familien und Besitztümer auf. Wenn sie irgendwo etwas zu essen bekommen, bedanken sie sich dafür. Wenn sie müde werden, legen sich irgendwo einfach hin. In den beiden kälteren Wintermonaten suchen sie Schutz in der Nähe hinduistischer Tempelanlagen.







Auf den ersten Blick erscheint das Reisen auf dem Dach eines Busses gefährlich.
In Wirklichkeit  ist es das aber nicht. Die Fahrgeschwindigkeit übersteigt nur selten        20 kmh, weil die Straßen sehr uneben sind. Schneller zu fahren ist fast unmöglich. Eine Strecke von 200 Kilometern kann bis zu zehn Stunden dauern.









Mickey Mouse und Buddha schließen  im Schulhof Freundschaft

Sonntag, 10. Februar 2013

Heilige Männer mit Milchkanne


   
Nein, keine Bettler! Die Männer auf diesen Fotos sind heilige Männer. Man nennt sie „Sadhus“. Das Wort Sadhu ist aus dem Sanskrit und bedeutet „guter (heiliger) Mensch“.
Die Sadhus entscheiden irgendwann im Laufe ihres Lebens allem Weltlichen ihren Rücken zu kehren. Sie geben ihr Vermögen, ihre Familie, ihr Zuhause auf und widmen ihr Leben ausschließlich dem höchsten Hindu Gott Shiva. 
Sie genießen hohes gesellschaftliches Ansehen. 

Versammlung der Sadhus in Pashupatinath (Kathmandu)

Sie leben zwar ausschließlich von Almosen, Gaben und Geschenken, dürfen aber nicht betteln. Wer bettelt, ist kein richtiger Sadhu. Die meisten Sadhus tragen eine Milchkanne am Arm. In diese Kanne kann man Almosen, Geld oder Essen hineinlegen.





Sie wohnen in Wäldern, in Höhlen oder in der unmittelbaren Umgebung von Hindu-Tempeln. Sie lassen sich auch gerne fotografieren, da sie sich dafür von den Touristen ein paar Rupien erhoffen.


Sadhu in Sanhku
Meditationshöhle in Sankhu







 


Ein Sadhu wird durch einen älteren Sadhu eingeweiht, der ihn auch in den wichtigsten Dingen unterrichtet: Mantras, Yoga, Askese, besondere Verhaltensregeln etc..

Alle Sadhus rauchen Ganja (Cannabis) in seiner ursprünglicher Form, wie er auf den Feldern wächst. Sie rauchen Ganja nur aus rituellen Gründen, nicht zum Genuss.

  Ganja rauchender Sadhu



Es gibt verschiedene Hindu-Orden und auf entsprechend viele verschiedene Arten ausgebildete Sadhus.

Ihre Gesichter und Körper tragen unterschiedliche, bunte Bemalungen. Die Zeichen sind fest vorgeschrieben und weisen oft auf ihre Ordenszugehörigkeit hin. Für alle gehört es zur regelmäßigen Reinigung, den Körper mit Asche einzureiben.


Sadhus schneiden ihre Haare nie
Mit Asche frisch eingerieben
  































Viele Sadhus entwickeln durch ihre langjährigen Meditationen besondere Fähigkeiten, wie z.B. Unempfindlichkeit gegen Schmerz oder Kälte.



Am weltlichen Leben, das aus ihrer Sicht voller Gier, Verwirrung, Hass, Verführung und Disziplinlosigkeit ist, nehmen sie bewusst nicht teil.


Ganja drehend


In der Nähe einer Verbrennungstätte
 







In Kathmandus Innenstadt
Durbar Square in Kathmandu


Kranke Sadhus in Pasupatinath

Sie dienen Shiva, beten, singen, üben sich in Yoga und bemühen sich, dadurch Verdienste zu sammeln. Sie hoffen, bald aus dem Wiedergeburts-Kreislauf aussteigen zu können.

Im Gegensatz zu allen anderen Hindus, müssen Sadhus nach ihrem Tode nicht verbrannt werden. Oft werden sie einfach aus einem Boot in einen heiligen Fluss gekippt.











Donnerstag, 10. Januar 2013

Maile und Parbati


Während meiner Reisen in Nepal lernte ich in den letzten acht Jahren zwei Schamaninnen näher kennen: Parbati Rai und Maile Lama.
Beide leben im Kathmandu-Tal. Beide arbeiten auf traditionell-schamanische Art und beide üben ihre Heiltätigkeit seit Jahrzehnten aus. 


Parbati Rai und Maile Lama


Parbati Rai ist eine Kirati Schamanin. Die Kirati – ein nepalesisches Volk mit einer „Mundhum“ genannten animistischen Religion und „Mundhum“-Schamanismus – glauben, dass allen Erscheinungen in der Natur ein spezifischer Geist innewohnt: jedem Fluss, jedem Berg, jedem Stein oder jedem Tier usw. Ihre Priester sind Schamanen, die mit diesen Geistern oder Wesen  in einem Trance-Zustand  Kontakt aufnehmen können, um die Natur, die von den Menschen immer wieder verletzt wird, zu heilen. Die Schamanen der Kirati beten Götter und Wesen an, die in ihrer Erfahrungswelt für positive Veränderungen von Mensch und Natur zuständig sind. Wie bei den Hindus das Götterpaar Shiva und Parvati, regiert bei den Kirati das Götterpaar Sumnima und Paruhang die Welt .




Parbati Rai im Altarraum

Seit Jahrtausenden ist auch der Ahnenkult ein wesentliches Element des Mundhum.  In der Nähe ihrer Häuser errichten die Kirati eine kleine Hütte oder ein kleines Häuschen für ihre Ahnen. Hier werden eine Feuerstelle und ein „Wohnzimmer“ für die Ahnengeister eingerichtet und regelmäßig  Opfergaben (Maismehl, Reis,  Früchte, Blüten etc.) dargebracht.

Parbati ist eine weise Schamanin. Sie verfügt über die außergewöhnliche Gabe, symbolisch den Kern aller Erscheinungen zu erkennen, indem sie aus zwei Bambusstöcken eine Art "Fernglas" formt und damit ins Innere blickt.




Maile Lama in Schamanen-Tracht
Maile Lama ist eine Tamang-Schamanin. Tamang bezeichnet ebenfalls eine Volkszugehörigkeit. Die Tamang stammen aus Tibet. Ihre Religion ist verwandt mit der urtümlichen Bön-Religion. Auch Bön ist eine animistische Religion, die jedoch dem Buddhismus näher steht. In ihrer Kosmologie finden wir Götter und Wesen, die für Familien, Ortschaften oder Ahnen zuständig sind.







Maile begleitete unsere Expedition auf den Berg im Shivapuri Nationalpark (klicken auf "Shivapuri" für Video) verbrachte einige Tage  mit uns und lehrte uns -  Schülern des nepalesischen Schamanismus  - Heillieder.

In meinen Augen ist Maile eine Schamanin, die mit ihrem Lachen heilt. Denn ich konnte zwar ihre  Lieder (Mantras) nicht verstehen, aber ihr Lachen und ihre Herzlichkeit berührten mich tief.

Mein damaliges gesundheitliches "Problem", das sie heilen wollte, wurde zwar nicht im europäischen Sinne gelöst. Dennoch  „verschwand“ es, indem es sich relativierte.
Maile leidet unter schwerer Diabetes. So etwas kann man nicht so einfach wegzaubern. Dennoch strahlte und lachte sie auf eine Weise, dass mich alleine diese Tatsache, wenn schon nicht heilte, so doch zumindest ernüchterte. Sie erklärte, dass die Lebenskraft fließt, weil wir sie fließen lassen, und dass es unsere Aufgabe ist, ihr freie Bahn zu verschaffen - so gut und so lange uns dies möglich ist.

Was Maile lehrte, war Verbundenheit, Heiterkeit, Einfachheit und Demut vor der Schöpfung. 



Ungeachtet ihrer Volkszugehörigkeit zu den Tamang oder Kirati, sind beide Schamaninnen Fachfrauen auf ihrem Gebiet. 
Sie führen täglich Heilungszeremonien durch, haben aber zugleich auch Familie, Kinder und Enkelkinder. Beide haben ein herzliches, offenes, sonniges Wesen und genießen hohe gesellschaftliche Anerkennung.

Dienstag, 8. Januar 2013

Waschtag im Kathmandu-Tal

Trotz schwerer Arbeit sieht man überall im Kathmandu-Tal fröhliche Frauen und Kinder. Tief verwurzelt im Bewusstsein der Hindus ist das Wasser (Jala) heilig. Es gibt also keinen Grund, diese Tätigkeit in schlechter Laune zu verrichten.

Sie wäscht für die ganze Familie
Seltener Anblick: Ein Mann wäscht mit











Eine arme Familie in der Nähe von Pashupatinath
























Direkt am Brunnen

Waschtag in Nord-Kathmandu
Eine Schlafdecke wird gereinigt