Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr sitzen die
fleißigen Frisöre in Kathmandu auf den offenen Straßen. Sie lassen
sich vom Lärm, Staub und Gestank nicht störten. Die Kunden bekommen
bei aller Öffentlichkeit ihren Haarschnitt. Manche haben einen
winzigen Laden, meistens ohne Türen oder Fenster. In einigen
Gegenden mit mehr Tourismus gibt es inzwischen auch kleine
Frisörsalons. Ein Haarschnitt kostet in einem Touristen-Frisör-Salon
etwa zwei Euro. Auf den Straßen bezahlt man nur einige Cents,
allerdings haben diese Cents in nepalesischen Verhältnissen sehr
viel Wert.
Alle, die ich fotografieren wollte, haben sich darüber gefreut.
Meine Erfahrung ist, dass sich die meisten Fotografierten über
unser Interesse freuen.
Myingmar war der erste waschechte Schamane, den ich zu Beginn meiner Lehrgänge im Shamanistic Studies & Research
Centre in der Nähe von Kathmandu kennen lernen
durfte. Er gehörte dem buddhistischen
Volk der Sherpas an und lebte im Osten von Nepal, wo er immer neue und neue Generationen von Schamanen ausbildete.
In Nepal ist die
moderne medizinische Versorgung äußerst knapp. Anstelle von Ärzten heilen in den
Bergdörfern die Schamanen mit ihren heiligen Gesängen (Mantras) und
Zeremonien. Sie nehmen geistigen
Kontakt mit verschiedenen Geistern und Wesen auf, mit deren Hilfe sie auf die Gesundheit der Kranken
einwirken wollen.
Bei einer Zeremonie
Im ersten Moment
erscheint die schamanische Heilungsmethode wie ein "Hokuspokus".
Myingmar aber, wenn er im Haus des Shamanic Studies & Research
Center schamanisierte, führte uns ausländische
Interessierte sehr detalliert in seine Methode ein. Mit Hilfe der
Übersetzungen des Leiters des Hauses, Mohan Rai, aus der Sherpa Sprache
ins Englische verwandelte sich der vermeintliche "Hokuspokus" in eine
außergewöhnliche Lehre mit einer speziellen Kosmologie.
Myingmar unterrichtete die aus Japan,
Österreich, den USA, Deutschland usw. angereisten Gruppenteilnehmer in heiligen Gesängen, Trommeln auf
Dhyangro, Ritualen für Ahnen- und Wassergeister, schamanischen
Reisen, Verehrung der Natur und der Seele aller Lebewesen.
Katalin und Myingmar tanzen im Shivapuri Park
Er war ein außergewöhnlicher Mensch. Er hatte nie schreiben gelernt, aber sein Geist war hell. Oft hörte er uns Ausländern zu und versuchte, uns wenigstens ein bißchen zu verstehen. Es gab eine deutsche Redewendung, die er sehr häufig von uns gehört hatte: "Ach soooo !". Anscheinend gebrauchten wir diese Worte so oft, dass er eines Tages - er hatte gerade gehört, dass wir in Europa nicht die ersten Tropfen unserer Getränke den Geistern widmen müssen - laut ausrief: "Ach soooo !"
Er
hatte viele Kinder und Enkelkinder, die ihn sehr achteten und liebten.
Er pendelte regelmäßig zwischen Kathmandu und seinem Dorf. Manchmal
dauerte der Weg mehrere Tage, weil damals noch die maoistischen Rebellen
oft den Weg versperrten oder von den Reisenden
Schutzgelder abverlangten. Wehe dem, der kein Schutzgeld zahlen konnte!
Die Maoisten erschossen damals Menschen an der Stelle. So war Myingmar
dauernd in Gefahr. Aber er verdiente in Kathmandu gutes Geld, das er
unmittelbar seiner Familie und sogar seinem ganzen Dorf zukommen lassen
wollte. Er war der einzige im Dorf, der Geld verdiente.
Mit
ihm und der Schamanin Maile Lama durfte ich einige Tage mit
schamanischer Arbeit in einer Höhle im Shivapuri Park im Norden von
Kathmandu auf etwa 2200 Meter Höhe verbringen. Mit uns stiegen noch
einige weitere Mitglieder unserer ausländischen Gruppe die steilen Wege
hinauf. Oben angekommen lehrte uns Myingmar heilige Mantras, eine
Heilungszeremonie für Schmerzzustände und eine besondere Meditation, die
in der völligen Dunkelheit ausgeübt werden sollte.
Nachts
durften wir die Höhle nicht verlassen, da in der Nähe hungrige
Leoparden lauerten, die einige Tage zuvor eine französische Journalistin
in Teile gerissen hatten.
Ein
kleines, in einer Ecke der Höhle in die Felswand geschlagenes Loch
diente als Abort. Wenn wir in der stillen Dunkelheit meditierten, hörten
wir die Tausendfüßler und andere Insekten herumkriechen. Wie gut, dass
ich erst später erfuhr, dass einige dieser Tiere wirklich giftig waren.
Ansonsten hätte ich wohl vor lauter Angst kein Auge schließen können.
Versorgt
wurden wir dort aus der Klosterküche der Nagi Gompa, eines
buddhistischen Klosters. Wir erhielten täglich eine warme Mahlzeit und
reichlich Tee. Mit Händen und Füßen machten wir Myingmar verständlich,
dass wir in Europa täglich drei Mahlzeiten zu uns nehmen. Er war
überrascht und sagte erneut : " Ach soooo !", wobei er - wie so oft -
freundlich und herzhaft lachte.
Trommel im Gebetsraum des Klosters Nagi Gompa
Gleichwohl
war er nicht nur ein Engel. Wie fast alle Männer in Nepal, hatte er die
unangenehme Gewohnheit, häufig auf den Boden zu spucken. In der Höhle gab es deshalb
zahlreiche feuchte Flecken am Boden. Als ihn die Schamanin Maile
deswegen tadelte, verstand er zwar nicht, weshalb er nicht mehr
herumspucken dürfen sollte, spuckte aber von da an nur noch über die
Mauer vor der Höhle in die Tiefe.
Auf die Bitte der Schamanin Maile, die Flecken vom Boden aufzuwischen, antwortete er kurz angebunden, das sei doch keine Arbeit für Männer.
Myingmar in seinem Dorf (Foto: E. Pokorny)
Erwar stets
herzlich, dennoch streng und ernst. Kurze Zeit später starber durch einen "Schamanenunfall".
Aus seiner Umgebung hörte ich, erhabe mit einem mächtigen Naturgeist um einen Krankengefeilscht und der
Geist habe von ihm Opfergaben verlangt. Angeblich habe er versäumt, die
Opfergaben rechtzeitig darzubieten. Deshalb habe Myingmar zur Strafe
sterben müssen.
Auch wenn im Buddhismus heißt, Anhaftung sollte gemieden und Liebe als Emotion in Gleichmut verwandelt werden, riskiere ich zu behaupten, ich trage ihn bis heute in meinem Herzen.
Wir in
Europa würden sagen, er fiel einem Hirnschlag zum Opfer. Auf einem
Felsen in den Bergen brach er zusammen. Er wurde 60 Jahre alt.
Der Bön ist eine
der ältesten Religionen. Jahrtausende älter als der Buddhismus oder
das Christentum. Er stammt ursprünglich aus Zentralasien und ist mit
dem dort praktizierten Schamanismus verwandt. In seinem Glauben
wohnt allen Naturphänomenen ein immanenter Geist inne, der jeweils
eine bestimmte Kraft oder Macht verkörpert. In seinem Ursprung war
der Bön eine animistische Religion. Heilungen, Gebete und
Wahrsagungen standen im Mittelpunkt der täglichen religiösen
Praxis.
Wie bei anderen
animistischen Religionen, waren die Rituale des Bön vielfältig.
Diese Vielfalt ist noch heute in den schamanischen Zeremonien des
Himalaja lebendig.
Der Bön war die
ursprüngliche Religion Tibets, bis ihn im 8. Jahrhundert der
Buddhismus verdrängte. In dieser Zeit sammelte der
große Bön-Lehrer Tapihritsa
mündlich überlieferte, alte Lehren, die er niederschrieb, um sie
für künftige Generationen zu bewahren. Heute gibt es nur noch
wenige Bön-Klöster in Tibet und in Nepal.
Triten Norbutse Kloster
Inzwischen hat sich
der Bön gründlich verändert. Er wurde dem Buddhismus immer
ähnlicher. Die Unterschiede zwischen den Erscheinungen und
Traditionen des Bön und des Buddhismus fallen inzwischen kaum mehr
auf.
Äußerlich erkennen
wir die Bönpos (Mönche des Bön) daran, dass in ihrer Kleidung die
Farbe blau vertreten ist, z.B. im oberen Teil ihrer Mützen.
Anders als die
Buddhisten, umranden sie heilige Monumente entgegen dem Uhrzeigersinn.
Ähnlich wie in
buddhistischen Klöstern hängen auch in den Klöstern des Bön
Thankas (Rollbilder) an den Wänden, ihre Ikonographie ist jedoch
verschieden.
Zum Panoptikum ihrer
Göttlichkeiten gehören u.a. der Gründer der Bön-Religion Tönpa
Shenrab Miwoche, der
Urbuddha Kuntu Zangpo (sanskrit: Samantabhadra), die
SchöpfergottheitSangpo
Bumtri, dieGottheitdes Mitgefühls Shenla
Okar und Jamma
(Chamma), die liebende Mutter
aller Buddhas.
Shenrab Miwoche
Chamma
Seit 1988 ist der
Bön inzwischen auch von S.H. Dalai Lama anerkannt. In der
Tibetischen Exilregierung gibt es - neben den Vertretern anderer
buddhistischen Schulrichtungen (Nyingma, Gelug, Kagyü oder Sakya) -
sogar zwei Vertreter des Bön.
Mein
Besuch und Glück im Bön-Kloster in Kathmandu
Während
meiner Aufenthalte in Kathmandu besuchte ich zweimal das im
Stadtteil Ichangu in der Nähe des berühmten buddistischen Stupa
Swayambunath gelegene Bön-Kloster Triten
Norbutse Institut.
Junge Bön-Mönche - gar nicht so verlegen
Als ich dort ankam, wollte ich eigentlich „nur“ mit Gelehrten
über meine These sprechen, dass auch meine aus Asien stammenden
ungarischen Landsleute möglicherweise eine Art des Bön als
Urreligion praktizierten. So gibt es etwa in der ungarischen Sprache
das Wort „bűn“. Es bedeutet „Sünde“ und ist vermutlich auf
das Wort „Bön“ zurückzuführen. Als die christliche Religion in
Ungarn an Macht gewann, durfte die Bön-Tradition nicht mehr
praktiziert werden. Deshalb wurde alles, was aus der alten
Bön-Religion herrührte zu „bűn“, also zur „Sünde“.
Ich wurde zu einem Bönpo Lehrer geführt, der Englisch sprach und
meine These über den Zusammenhang zwischen den Wörtern „Bön“
und „bűn“ schlüssig fand. Anschließend zeigte er mir im
Hauptkloster viele Rollbilder (Thankas), wie sie uns aus
buddhistischen Klöstern in dieser Form nicht bekannt sind.
Mein Klosterführer
Shanla Okar - Wandbild
Ich durfte mich glücklich schätzen, denn er lud mich gleich für
den nächsten Tag zu einer „Einweihung in den Medizinbuddha“ ein.
Die „Einweihung“ war ein großes Fest mit Hunderten geladenen
Gästen aus der Umgebung: Familien der Bön-Mönche, Gelehrten,
Bekannten und einer Handvoll ausländischer Interessenten. Das
Schicksal hatte mich gerade an jenem Tag dorthin geschickt. Ich war
zutiefst dankbar und glücklich, dass ich einer solch
bedeutungsvollen Zeremonie beiwohnen durfte.
Das
Fest begann (sehr) früh am Morgen. Alle Mönche und Gäste saßen
eng zusammengerückt auf dem (sehr) kalten Boden im Kloster und
nahmen an der Zeremonie teil, die vom betagten Gründer und damals
obersten Lehrer Yöngdzin
Lopön Tenzin Namdak Rinpoche geleitet
wurde. Das Thema war der Medizinbuddha, tib. Sangye
Menla.
Yöngdzin
Lopön Tenzin Namdak Rinpoche
Innerlich war ich darauf vorbereitet, eine böse Erkältung zu
bekommen. In meiner Fantasie malte ich mir bereits Blasen- oder
Nierenbeckenentzündung, Husten oder Schnupfen aus. Nichts davon trat
ein. Scheinbar hat mich die Energie des Medizinbuddha vor all diesen
Krankheiten geschützt.
Nach der Zeremonie, die beinahe drei Stunden dauerte, wurden alle
Teilnehmer einzeln rituell gesegnet und beschenkt. Als Geschenk
erhielten wir einen Briefumschlag mit kleinen Medikamenten-Kügelchen
in brauner Farbe (sozusagen ein „Pauschalmedikament“) mit einer
langen Gebrauchsanweisung, wann, wie und wofür diese Kügelchen
eingenommen werden sollten.
Vor einigen Tagen
fand ich den Umschlag in einer Schublade wieder. Aus Neugier zerkaute
ich eines der Kügelchen. Der Geschmack erinnerte an eine Mischung
aus Seife und Erde.
Gesegnet wurden die Medizin-Kügelchen in den Schalen
Am Ende der Zeremonie sollte man eine Opfergabe in Form von Geld
(ebenso in einem Umschlag) und einen weißen Schal vor dem Altar
niederlegen. Ich hatte weder einen Schal, noch einen Umschlag dabei,
so improvisierte ich, indem ich Geldscheine in einem längs
gefalteten Papiertaschentuch vor dem Altar niederlegte. Der Mönch
lächelte mich freundlich an. Ich war sicher nicht der erste und auch
nicht der letzte „Ausländer“, der mit den Sitten und Gebräuchen
nicht vertraut war.
Segnung und Verteilen der Pillen
Opfergabe vor dem Altar
Später wurden auf der inzwischen sonnigen Terrasse des Klosters ein
Yak-Fleischgericht und Buttertee gereicht.
Zubereitung des Fleischgerichtes
Klosterküche
Der Buttertee
Dort
begegnete ich einem Studenten der tibetischen Sprache aus Spanien und
einer auf „spiritueller Reise“ befindliche, blonde Kroatin. Zu
Dritt beschlossen wir, noch einige Fotos im Kloster aufzunehmen, wo
unzählige traditionelle Bön-Thankas hingen. Leider sind die
Aufnahmen nicht besonders geworden - ein Grund, noch einmal
hinzufahren …
Er versteckt sich vor der Sonne unter dem Steintisch
Wenn wir ein fremdes Land bereisen, fallen uns zunächst die Unterschiede zu unserer eigenen Kultur auf - Gegebenheiten, Dinge, die dort für uns unverständlich oder unerklärlich sind. Wir vergleichen, um das Neue in Relation zu setzen, weil wir mit dem Fremden noch nicht wirklich umgehen können.
Wenn wir uns aber etwas Zeit lassen, können wir die Zusammenhänge Schritt für Schritt ergründen. Allmählich werden selbst die außergewöhnlichsten Erscheinungen irgendwann annehmbar. Hierzu einige Beispiele:
Es ist kaum vorstellbar, auf einem europäischen Markt ein neben Obst schlafendes, in rosa Nylontuch eingewickeltes Kind vorzufinden. Als ungewöhnlich fiel den Käufern in Kathmandu nicht etwa das Kind auf dem Bananenwagen, sondern ausschließlich meine Neugier auf.
Auf der Oberfläche des Joghurts sitzen zwar ungewöhnlich viele Fliegen und gekühlt wird das Joghurt in Nepal auch nicht, weil täglich nur etwa während acht bis zehn oder sogar weniger Stunden Strom geliefert wird. Trotzdem schmeckt es lecker und verursacht keinen Durchfall.
Die heiligen Männer dienen Shiva, einem der wichtigsten Hindu-Götter. Sie geben ihre Familien und Besitztümer auf. Wenn sie irgendwo etwas zu essen bekommen, bedanken sie sich dafür. Wenn sie müde werden, legen sich irgendwo einfach hin. In den beiden kälteren Wintermonaten suchen sie Schutz in der Nähe hinduistischer Tempelanlagen.
Auf den ersten Blick erscheint das Reisen auf dem Dach eines Busses gefährlich.
In Wirklichkeit ist es das aber nicht. Die Fahrgeschwindigkeit übersteigt nur selten 20 kmh, weil die Straßen sehr uneben sind. Schneller zu fahren ist fast unmöglich. Eine Strecke von 200 Kilometern kann bis zu zehn Stunden dauern.
Mickey Mouse und Buddha schließen im Schulhof Freundschaft
Nein,
keine Bettler! Die Männer auf diesen Fotos sind heilige Männer. Man
nennt sie „Sadhus“. Das Wort Sadhu ist aus dem Sanskrit und
bedeutet „guter (heiliger) Mensch“.
Die
Sadhus entscheiden irgendwann im Laufe ihres Lebens allem Weltlichen
ihren Rücken zu kehren. Sie geben ihr Vermögen, ihre Familie, ihr
Zuhause auf und widmen ihr Leben ausschließlich dem höchsten Hindu
Gott Shiva.
Sie genießen hohes gesellschaftliches Ansehen.
Versammlung der Sadhus in Pashupatinath (Kathmandu)
Sie
leben zwar ausschließlich von Almosen, Gaben und Geschenken, dürfen
aber nicht betteln. Wer bettelt, ist kein richtiger Sadhu. Die
meisten Sadhus tragen eine Milchkanne am Arm. In diese Kanne kann man
Almosen, Geld oder Essen hineinlegen.
Sie
wohnen in Wäldern, in Höhlen oder in der unmittelbaren Umgebung von
Hindu-Tempeln. Sie lassen sich auch gerne fotografieren, da sie sich
dafür von den Touristen ein paar Rupien erhoffen.
Sadhu in Sanhku
Meditationshöhle in Sankhu
Ein
Sadhu wird durch einen älteren Sadhu eingeweiht, der ihn auch in den
wichtigsten Dingen unterrichtet: Mantras, Yoga, Askese, besondere
Verhaltensregeln etc..
Alle
Sadhus rauchen Ganja (Cannabis) in seiner ursprünglicher Form, wie
er auf den Feldern wächst. Sie rauchen Ganja nur aus rituellen
Gründen, nicht zum Genuss.
Ganja rauchender Sadhu
Es
gibt verschiedene Hindu-Orden und auf entsprechend viele verschiedene
Arten ausgebildete Sadhus.
Ihre
Gesichter und Körper tragen unterschiedliche, bunte Bemalungen. Die
Zeichen sind fest vorgeschrieben und weisen oft auf ihre
Ordenszugehörigkeit hin. Für alle gehört es zur regelmäßigen
Reinigung, den Körper mit Asche einzureiben.
Sadhus schneiden ihre Haare nie
Mit Asche frisch eingerieben
Viele
Sadhus entwickeln durch ihre langjährigen Meditationen besondere
Fähigkeiten, wie z.B. Unempfindlichkeit gegen Schmerz oder Kälte.
Am
weltlichen Leben, das aus ihrer Sicht voller Gier, Verwirrung, Hass,
Verführung und Disziplinlosigkeit ist, nehmen sie bewusst nicht
teil.
Ganja drehend
In der Nähe einer Verbrennungstätte
In Kathmandus Innenstadt
Durbar Square in Kathmandu
Kranke Sadhus in Pasupatinath
Sie
dienen Shiva, beten, singen, üben sich in Yoga und bemühen sich,
dadurch Verdienste zu sammeln. Sie hoffen, bald aus dem
Wiedergeburts-Kreislauf aussteigen zu können.
Im
Gegensatz zu allen anderen Hindus, müssen Sadhus nach ihrem Tode
nicht verbrannt werden. Oft werden sie einfach aus einem Boot in
einen heiligen Fluss gekippt.
Während meiner Reisen in Nepal lernte ich in den letzten acht Jahren zwei Schamaninnen näher kennen: Parbati Rai und Maile Lama. Beide leben im Kathmandu-Tal. Beide arbeiten auf traditionell-schamanische Art und beide üben ihre Heiltätigkeit seit Jahrzehnten aus.
Parbati Rai und Maile Lama
Parbati Rai ist eine Kirati Schamanin. Die Kirati – ein nepalesisches Volk mit einer „Mundhum“ genannten animistischen Religion und „Mundhum“-Schamanismus – glauben, dass allen Erscheinungen in der Natur ein spezifischer Geist innewohnt: jedem Fluss, jedem Berg, jedem Stein oder jedem Tier usw. Ihre Priester sind Schamanen, die mit diesen Geistern oder Wesen in einem Trance-Zustand Kontakt aufnehmen können, um die Natur, die von den Menschen immer wieder verletzt wird, zu heilen. Die Schamanen der Kirati beten Götter und Wesen an, die in ihrer Erfahrungswelt für positive Veränderungen von Mensch und Natur zuständig sind. Wie bei den Hindus das Götterpaar Shiva und Parvati, regiert bei den Kirati das GötterpaarSumnima und Paruhang die Welt .
Parbati Rai im Altarraum
Seit Jahrtausenden ist auch der Ahnenkult ein wesentliches Element des Mundhum. In der Nähe ihrer Häuser errichten die Kirati eine kleine Hütte oder ein kleines Häuschen für ihre Ahnen. Hier werden eine Feuerstelle und ein „Wohnzimmer“ für die Ahnengeister eingerichtet und regelmäßig Opfergaben (Maismehl, Reis, Früchte, Blüten etc.) dargebracht. Parbati ist eine weise Schamanin. Sie verfügt über die außergewöhnliche Gabe, symbolisch den Kern aller Erscheinungen zu erkennen, indem sie aus zwei Bambusstöcken eine Art "Fernglas" formt und damit ins Innere blickt.
Maile Lama in Schamanen-Tracht
Maile Lama ist eine Tamang-Schamanin. Tamang bezeichnet ebenfalls eine Volkszugehörigkeit. Die Tamang stammen aus Tibet. Ihre Religion ist verwandt mit der urtümlichen Bön-Religion. Auch Bön ist eine animistische Religion, die jedoch dem Buddhismus näher steht. In ihrer Kosmologie finden wir Götter und Wesen, die für Familien, Ortschaften oder Ahnen zuständig sind.
Maile begleitete unsere Expedition auf den Berg im Shivapuri Nationalpark(klicken auf "Shivapuri" für Video) verbrachte einige Tage mit uns und lehrte uns - Schülern des nepalesischen Schamanismus - Heillieder. In meinen Augen ist Maile eine Schamanin, die mit ihrem Lachen heilt. Denn ich konnte zwar ihre Lieder (Mantras) nicht verstehen, aber ihr Lachen und ihre Herzlichkeit berührten mich tief. Mein damaliges gesundheitliches "Problem", das sie heilen wollte, wurde zwar nicht im europäischen Sinne gelöst. Dennoch „verschwand“ es, indem es sich relativierte. Maile leidet unter schwerer Diabetes. So etwas kann man nicht so einfach wegzaubern. Dennoch strahlte und lachte sie auf eine Weise, dass mich alleine diese Tatsache, wenn schon nicht heilte, so doch zumindest ernüchterte. Sie erklärte, dass die Lebenskraft fließt, weil wir sie fließen lassen, und dass es unsere Aufgabe ist, ihr freie Bahn zu verschaffen - so gut und so lange uns dies möglich ist. Was Maile lehrte, war Verbundenheit, Heiterkeit, Einfachheit und Demut vor der Schöpfung.
Ungeachtet ihrer Volkszugehörigkeit zu den Tamang oder Kirati, sind beide Schamaninnen Fachfrauen auf ihrem Gebiet.
Sie führen täglich Heilungszeremonien durch, haben aber zugleich auch Familie, Kinder und Enkelkinder. Beide haben ein herzliches, offenes, sonniges Wesen und genießen hohe gesellschaftliche Anerkennung.
Trotz schwerer Arbeit sieht man überall im Kathmandu-Tal fröhliche Frauen und Kinder. Tief verwurzelt im Bewusstsein der Hindus ist das Wasser (Jala) heilig. Es gibt also keinen Grund, diese Tätigkeit in schlechter Laune zu verrichten.
Sie wäscht für die ganze Familie
Seltener Anblick: Ein Mann wäscht mit
Eine arme Familie in der Nähe von Pashupatinath
Direkt am Brunnen
Waschtag in Nord-Kathmandu
Eine Schlafdecke wird gereinigt